Stufenplan – Bauen eines 19” Rack-Flightcase

Das Bauen eines 19” Rack-Flightcase verläuft eigentlich analog zu dem allgemeinen Stufenplan zum Bauen eines Flightcase. Wenn Sie diesen noch nicht gelesen haben, dann ist es vielleicht besser, erst damit anzufangen. Diese Fotos zeigen aber schon das 19” Flightcase, das wir hier bauen werden:

Genau wie im allgemeinen Stufenplan bauen Sie für ein 19” Flightcase auch erst eine hölzerne "Dose". Dann aufsägen und die Schließprofile anbringen. Zum Schluss noch die Kantenschutzprofile, L-Ecken, Kugelecken, Butterfly-Verschlüsse und Griffe. Alles verläuft eigentlich identisch wie beim Bauen eines normalen Flightcase.

Es gibt aber ein paar Dinge, die ganz typisch für ein 19” Rack-Flightcase sind. Diese Tipps verraten wir Ihnen im Folgenden.

Der Entwurf

Für dieses Flightcase brauche ich:

  • Flightcase-Holz
  • Schließprofil
  • Kantenschutzprofil
  • 8 Kugelecken mittel
  • 8 L-Ecken groß
  • 8 L-Ecken klein
  • 4 Butterfly-Verschlüsse mittel
  • 2 Einbaugriffe mittel
  • 2 Stück 6 HE-Rackprofil
  • 4 lose Verstärkungsringe
  • Beutel mit 8 Käfigmuttern, 8 Schrauben und 8 Ringen zum Befestigen der 19”-Geräte in dem Rack-Streifen

Ein 19” Flightcase wird oft in Form eines sogenannten "Tunnel"-Flightcase ausgeführt. Ein Tunnel-Flightcase besteht aus drei Teilen: einem Deckel vorne, einem Deckel hinten und dem "Kasten" selbst, der eigentlich ein Tunnel ist, weil er vorne und hinten offen ist.

Manche bevorzugen jedoch für ganz bestimmte Verwendungszwecke hinten keinen vollständig abnehmbaren Deckel zu machen sondern nur eine kleine Tür an der Rückseite im Flightcase-Holz. Das ist natürlich eine persönliche Wahl, aber es versteht sich von selbst, das sein Tunnel-Flightcase die flexibelste Lösung ist, weil die Geräte von der Rückseite aus, wo meistens doch alle Anschlüsse sitzen, voll zugänglich bleiben.

Hier entscheiden wir uns für ein Tunnel-Flightcase. Der Tunnel selbst muss in meinem Fall nicht sehr tief sein, denn das Rack-Flightcase, das ich hier baue, dient als Gehäuse für 2 LM400-Module. Diese Geräte sind nur 15 cm tief. Wenn ich den Tunnel (also ohne die Deckel) ungefähr 30 cm tief mache, dann habe ich hinten noch genug Platz, um auch noch ein paar Kabel für die Anschlüsse einzustecken.

Ein LM400-Modul ist 3 HE (Höhe-Einheiten) hoch. Für zwei Module muss ich also 6 HE vorsehen, oder 6 x 44,45 mm = 266,70 mm = 26,67 cm.

Wie Sie in dem Artikel "Was ist ein 19” Rack?" lesen können, beträgt die Breite der 19” Geräte 48,26 cm. Und die Höhe für 6 HE ist 26,67. So habe ich im Prinzip die minimalen Innenabmessungen für mein Rack-Case. Aber es empfiehlt sich, mindestens einen halben Zentimeter mehr vorzusehen. Sowohl in der Breite als auch in der Höhe. Denn schließlich muss auch die Dicke des Schließprofils berücksichtigt werden. Nach dem Anbringen des Schließprofils wird der "Eingang" des Tunnels ein paar mm kleiner.

Darum nehme ich als Innenabmessungen des Flightcase 49 cm in der Breite (was Sie übrigens standardmäßig für alle 19” Flightcases nehmen können) und 28 cm in der Höhe. So habe ich in der Breite genug Spiel an beiden Seiten und in der Höhe doch einen guten halben Zentimeter sowohl oben als auch unten. Ich habe lieber genug Spiel oben und unten von den 19” Geräten, weil sonst die Geräte zu dicht gegen das Flightcase-Holz geklemmt sind, was wegen der Wärmeabfuhr nicht ratsam ist.

Und wenn wir schon von Wärmeabfuhr sprechen. Angenommen, Sie wollen ein 19” Rack für Verstärker bauen. Dann sieht die Sache ganz anders aus. Leistungsverstärker sind nämlich in der Regel große Verbraucher und erzeugen viel mehr Wärme als beispielsweise Effektapparatur. Dies erfordert dann eventuell Sondermaßnahmen wie beispielsweise die Bereitstellung von extra Lüftern. Oft wird auch davon abgeraten, mehrere Verstärker in einem 19” Rack aufeinanderzustellen. Mehr Info finden Sie in der Bedienungsanleitung für den Verstärker.

Das Bauverfahren

Die Innenabmessungen meines Flightcase hatte ich also schon auf 46 cm Breite und 28 cm Höhe berechnet. Das Flightcase-Holz aus dem Webshop ist 1 cm dick, also baue ich eine Holzkiste in den Maßen 51 cm (Breite) x 30 cm (Höhe) x 38 cm (Tiefe).

Nachdem ich diese geschlossene Holzkiste aneinander geklebt und genagelt habe, säge ich die zwei Deckel mit einer Laubsäge ab. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie im Stufenplan – Schritt 2: Holzkiste. Ich nehme einen 6 cm dicken Deckel. Nach dem Sägen habe ich also drei Teile: eines von 6 cm, eines von 26 cm und eines von 6 cm (zusammen 38 cm). Das Flightcase selbst wird nach dem Montieren der Schließprofile ungefähr 40 cm tief sein (Außenseite), denn ein Deckel mit Schließprofil bedeutet doch immer 1 cm extra. Hier haben wir zwei Deckel, also 2 cm extra in der Tiefe.

Wenn Sie die Tiefe des Flightcase bestimmen, müssen Sie generell nicht nur die Tiefe der darin unterzubringenden Geräte berücksichtigen. Sie müssen auch dafür sorgen, dass Sie genug Platz zum Montieren von Butterfly-Verschlüssen und Griffen haben. In diesem Fall werden Sie sehen, dass die Butterfly-Verschlüsse und Griffe einander ein wenig überlappen. Dies ist also wirklich die kleinste Tiefe, die ein Rack-Flightcase haben kann.

In der Praxis machen Sie Ihr Rack-Flightcase besser tief genug. Meistens wird in einem Rack-Flightcase eine "nutzbare" Tiefe von 30 cm bis 50 cm für den Tunnel selbst vorgesehen, was bedeutet, dass die Gesamttiefe des Flightcase (also einschließlich Deckel) grob gerechnet zwischen 40 cm und 60 cm beträgt. Dies erscheint tief, aber ist doch nicht so übertrieben. Sie sollten auch bedenken, dass sein gut gebautes Rack-Flightcase wahrscheinlich eine viel längere Lebensdauer hat als die Geräte, die Sie darin unterbringen. Wenn also Ihr Rack tief genug ist, können Sie es später noch für andere (eventuell tiefere) Geräte verwenden.

Das Anbringen der Schließprofile verläuft genau wie bei einem normalen Flightcase, aber wir achten besser darauf, dass jeder Deckel sowohl an der Vorderseite als auch an der Rückseite passt. Während Sie die verschiedenen Stücke Schließprofil in Gehrung sägen (Sie brauchen insgesamt 16 Stück Schließprofil), vertauschen Sie am besten mal de Deckel von Vorder- und Rückseite und drehen sie um, um sicher zu sein, ob alles wirklich auf alle möglichen Weisen passt.. Nichts ist ärgerlicher als zwei scheinbar gleiche Deckel, wenn einer doch nur an der Vorderseite und der andere nur an der Rückseite passt.

Dann habe ich die L-Ecken und die Kantenschutzprofile montiert. Ich habe hier 8 große L-Ecken für den Tunnel selbst verwendet und 8 kleine L-Ecken für die Deckel. Das ist auf diesem Foto zu sehen. Noch besser ist es eigentlich, auch für die Deckel große L-Ecken zu verwenden. Eine große L-Ecke hat vier Befestigungslöcher, aber wenn der Deckel zu schmal ist, kann es sein, dass zwei der vier Löcher unter die Beine der Kugelecke fallen. In diesen zwei Löchern müssen Sie dann keine Nieten anbringen. Aber das hat weiter keine Folgen. Die kleinen L-Ecken haben allerdings den Nachteil, dass sie etwas weiter weg vom Schließrand des Schließprofils angebracht werden müssen, wenn die L-Ecke auch ein wenig über dem Kantenschutzprofil sitzen soll. Damit das Ganze noch gleichmäßiger aussieht, habe ich hier auch die großen L-Ecken ein wenig weiter weg vom Schließrand des Schließprofils gesetzt. Hätte ich ausschließlich große L-Ecken verwendet, dann hätte ich sie alle dichter gegen den Schließrand des Schließprofils setzen können. Das hätte noch professioneller ausgesehen.

So, das wäre erledigt. Dann noch die Kantenschutzprofile, die Kugelecken und die Griffe. Das kennen wir schon. Hier nehme ich aber die mittleren Kugelecken, weil sie weniger Platz beanspruchen als die großen Kugelecken. Die Beine einer großen Kugelecke sind nämlich länger als die einer mittleren Kugelecke. Und bei einem 19” Rack-Flightcase wollen wir die Deckel doch meistens möglichst schmal halten. Aus demselben Grund nehmen wir für ein solches Case auch meistens mittelgroße Butterfly-Verschlüsse.

Bei der Montage der Butterfly-Verschlüsse müssen Sie darauf achten, dass alles wieder auf alle möglichen Weisen passt. Für dieses Case verwende ich 4 mittelgroße Butterfly-Verschlüsse. Sie beginnen damit, einen ganzen Butterfly-Verschluss an der Vorderseite anzubringen. Sorgen Sie dafür, dass dieser perfekt mittig sitzt. Dann drehen Sie den Deckel um (falsch herum) und bringen Sie die zwei Hälften eines zweiten Butterfly-Verschlusses an, jede Hälfte gegenüber der bereits angebrachten Hälfte. So sind Sie schon mal sicher, dass der Deckel keine Ober- oder Unterseite hat: Er kann in beide Richtungen platziert werden.

Dann platzieren Sie diesen Deckel (auf dem inzwischen schon zwei Hälften eines Butterfly-Verschlusses montiert sind) auf die Rückseite des Tunnels, und den anderen Deckel setzen Sie auf die Vorderseite des Tunnels. Sicherheitshalber können Sie diese drei Teile nun mit einem oder zwei Spannriemen fest anspannen. Jetzt können Sie die vier Teile der zwei übrigen Butterfly-Verschlüsse anbringen. So sind Sie auch sicher, dass beide Deckel sowohl vorne als auch hinten passen werden.

Das Case selbst ist an der Außenseite nun fertig. An der Innenseite beschließe ich, das nackte Holz doch erst schwarz zu streichen. Und in den Deckel klebe ich ein wenig weichen Noppenschaumstoff, weil ich finde, dass es professioneller aussieht. Außerdem bringe ich auch noch vier kleine Gummifüße unter dem Mittelteil an. Die Gummifüße aus dem Webshop von flightcase-brico.com haben den Vorteil, dass sie hoch genug sind, sodass das Flightcase nicht auf seinen Kugelecken ruht. So wird das Anbringen und Abnehmen des Deckels viel einfacher.

Dann müssen wir noch das 19” Rackprofil montieren. Zuerst säge ich die Alu-Rackprofile auf 6 HE, und ich montiere auch schon die 8 Käfigmuttern.

Für die Montage selbst verwende ich 4 M5-Schrauben und -Muttern. M5 bedeutet, dass die Schrauben einen Durchmesser von 5 mm haben. Die von mir verwendeten Schrauben sind 2 cm lang und haben einen flachen Kopf. Solche Schrauben finden Sie im normalen Heimwerkergeschäft. Ich bohre dann in jedes der zwei Teile des Rackprofils 2 Löcher mit eine 5 mm Bohrer, und ich bohre diese Löcher auch durch das Holz. Dann stecke ich die Schrauben von außen in das Loch durch das Holz, und stecke noch ein oder zwei Verstärkungsringe darauf (je nachdem, wie viel Spiel Sie in der Breite des Rackcase vorgesehen haben, in meinem Fall 1,5 mm links und rechts). Danach schiebe ich das Rackprofil darauf, dann noch einen Verstärkungsring und dann die Mutter.

So, nun noch meine Geräte einmontieren mit 8 schwarzen Schrauben und 8 schwarzen Verstärkungsringen, und schon sind wir fertig.

Zum Schluss füge ich noch hinzu, dass es für kleinere 19” Cases schwieriger wird, den mittelgroßen Butterfly-Verschluss zu verwenden. Für ganz schmale 19” Rack-Flightcases (zum Beispiel 2U) gibt es darum auch den schmalen Butterfly-Einbauverschluss.

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